2010 - Probeaufbau der Hochwasserschutzwand
2010 - Probeaufbau der Hochwasserschutzwand
Für das Bereitstellen des Bildmaterials vom Aufbau der Hochwasserschutz-wand bedanken wir uns bei Herrn Trautner vom Ingenieurbüro für Geotechnik und Umweltplanung "Dr. Gärtner und Partner GbR":
Dr. Gärtner und Partner GbR
Ingenieurbüro für Geotechnik und Umweltplanung
Bürgerstr. 15
47057 Duisburg
Tel. (0203) 35 05 39
Fax. (0203) 35 05 41
Die Baumaßnahme
Mit der Hochwasserschutzanlage in Hitdorf wird nunmehr auch die letzte Lücke im Hochwasserschutz geschlossen.
Entlang der Rhein- und Wiesenstraße entsteht zwischen Fährstraße und Werftstraße ein 910 m langes Bauwerk, das ca. 2.300 Leverkusener Einwohner, aber auch die denkmalgeschützte Bebauung an der Rheinfront vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis schützen soll. Als ober-irdischer Teil der Anlage ist eine max. 1,50 m hohe permanente Mauer sichtbar, auf die im Hochwasserfall eine 1,50 m bis 2,00 m hohe mobile Wand montiert wird. Diese mobile Wand wird planmäßig bis zu einem 100-jährlichen Hochwasserereignis (BHW 100) aufgebaut, kann aber im Ernstfall bis zu einem 200-jährlichen Hochwasserereignis (BHW 200) erhöht werden. Durch diese Kombination wird dauerhaft die Sichtbeziehung zwischen Rhein und Bebauung erhalten.
Zum Schutz vor landseitig austretendem Grundwasser wird eine 60 cm breite vertikale Dichtwand bis in eine Tiefe von ca. 30 m in den Boden eingebracht. Restwasser wird über ein Drainagesystem erfasst, das im Straßenbereich angeordnet wird.
Ohne die Anlage würde der Rhein bei einem 100 bzw. 200-jährlichen Hochwasserereignis weite Teile Hitdorfs überfluten und auch an der Stadtgrenze zu Monheim nicht Halt machen.
Technische Daten
Bauzeit: | März 2009 bis Anfang 2011 |
Gesamtlänge: | ca. 910 m |
Mobilwand: | ca. 850 m |
Deichtore: | 6 |
Tiefe Dichtwand: | ca. 30 m unter Gelände-Oberkante |
Höhe der Anlage: | permanente Wand 1,50 m; plus 2,0 m mobile Wand |
Schutzhöhe: | BHW200 (11,80 m KP) |
Stahlbeton: | ca. 1200 m³ |
Dichtwand: | ca. 16.000 m² |
Stahl: | 1.200 t Spundwand |
ca. 120 t Bewehrtung des Betons | |
Kosten: | 10 Mio. EUR |
davon Landesmittel: | 6 Mio. EUR |
Probeaufbau HWS-Wand 10/2010
Dichtwand
In Hitdorf besteht der Untergrund vornehmlich aus Sand und Kies. Diese Böden sind sehr wasserdurchlässig. Um zu verhindern, dass im Hochwasserfall Grundwasser auf der „trockenen“ Seite als sogenanntes Qualmwasser austritt, muss der Boden abgedichtet und der Sickerweg des Wassers verlängert werden. Mittels Spezialgreifer oder -fräsen wird der Baugrund schlitzförmig ca. 30 m tief bis ins sogenannte Tertiär – die nächste wasserdichtere Bodenschicht – erschlossen, wobei der entstandene Schlitz durch eine Stützflüssigkeit kontinuierlich gesichert wird. Als Stützflüssigkeit wird eine selbsterhärtende Bentonitsuspension verwendet, die die Funktion der Abdichtung übernimmt.
Zur Aufnahme der statischen Lasten werden im oberen Bereich der Schlitzwand ca. 7,0 m lange Spundwanddielen in die Suspension eingebaut.
Sie leiten alle statischen und dynamischen Lasten in den Untergrund ab.
An der Spundwand werden außerdem Ankerplatten befestigt, auf denen später die Stützen der mobilen Hochwasserschutzwand montiert werden können.
Drainage
Die vertikale Dichtwand dient dazu, den Sickerweg des Grundwassers unter der Hochwasserschutzanlage zu verlängern. Trotzdem wird der Grundwasserspiegel bei Hochwasser deutlich ansteigen. Zur Druckentlastung auf befestigte Flächen und um zu verhindern, dass Grundwasser auf der geschützten Seite austritt, wird parallel zur Anlage ein Drainagesystem aus Horizontalfilterbrunnen erstellt. Diese sind so angeordnet, dass das Grundwasser nur maximal bis unterhalb des Straßenaufbaus ansteigen kann.
Das so gefasste Wasser wird über die Kanalisation dem Hochwasserpumpwerk an der Langenfelder Straße zugeführt.
Kanalbauarbeiten
In der Rhein- und Wiesenstraße befinden sich neben dem Mischwasserkanal auch Regenwasserkanäle, die Oberflä-chenwasser direkt in den Rhein ableiten. Diese Kanäle kreuzt die Hochwasserschutzanlage an drei Stellen, so dass Rheinwasser hierüber im geschützten Bereich austreten kann. Daher werden alle Anschlüsse auf den „hochwassersicheren“ Mischwasserkanal umgeschlossen und die alten Regenwasserkanäle aufgegeben.
Das Hochwasserpumpwerk an der Langefelder Straße wird für die Aufnahme des zusätzlich anfallenden Drainagewassers ertüchtigt.
Straßenbau
2010 werden die im Zuge der Drainage- und Kanalbauarbeiten aufgebrochenen Straßenflächen wiederhergestellt. Im Hafenbereich entstehen entlang der Rheinstraße sechzig neue Parkplätze.
Garten- und Landschaftsbau
Im Sommer 2010 werden alle Flächen wieder mit Rasen eingesät und für die gefällten Bäume wird Ersatz gepflanzt. Die Rheinaue samt Hafen ist Teil des „Grünen Fächers“, einem Projekt des Landestrukturförderprogramms "Regionale 2010".
In diesem Zusammenhang wurde ein Zuschussantrag für die Umgestaltung der Hafenfläche gestellt. Mit einer Realisierung ist frühestens Ende 2010 zu rechnen.
Stahlbetonbau
Im oberirdisch sichtbaren Teil der Anlage erhält die Spundwand eine Einfassung aus Stahlbeton. Dieser Kopfbalken bildet gleichzeitig das Fundament für die Mobilwand.
Klinkerverblendungen an den sichtbaren Mauerseiten und eine auf der Wasserseite angelegte Böschung sorgen für eine harmonische Einbindung in das Landschaftsbild, die sich auch der denkmalgeschützten Fassadenfront entlang der Rheinstraße anpasst. Durch insgesamt sechs Hochwasserschutztore wird ein ungehinderter Zugang zur Rhein-aue ermöglicht.
Mobilwand
Bei drohendem Hochwasser werden Stützen aus Aluminium auf den im Beton eingelassenen Ankerplatten verschraubt. In diese werden sogenannte Dammbalken, ebenfalls aus Aluminium, von oben eingestapelt, die zusammen eine dichte Wand bilden.
Diese Arbeit erfolgt unter Leitung der Berufsfeuerwehr Leverkusen durch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren. Unterstützt werden sie mit technischer Ausrüstung und Logistik durch das Technischen Hilfswerkes (THW). Für den Transport und Aufbau sind bei Einsatz von zwanzig Personen etwa zwölf Stunden erforderlich.
Die Elemente werden auf dem Betriebsgelände der TBL gelagert, nach den Einsätzen gereinigt und in Stand gehalten.
Auch wenn kein Hochwasser eingetreten ist, wird spätestens alle sieben Jahre bei einem Probeaufbau kontrolliert, ob noch alle Teile vorhanden und funktionstüchtig sind.
Transport-Logistik
Peter Niesen GmbH & Co.
Internationale Möbelspedition KG
Robert-Blum-Str. 55
51373 Leverkusen
Tel. 02 14 / 8 68 02 - 0
Fax 02 14 / 8 68 02 - 50